Highheels, Herz & Handschellen Roman by Jana Herbst

Highheels, Herz & Handschellen  Roman by Jana Herbst

Autor:Jana Herbst
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426437681
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-11-05T16:00:00+00:00


Filip drehte den Wasserhahn zu. Was in Gottes Namen hatte er sich dabei gedacht, mit Anna zu schlafen? Nichts.

Zweimal? Nichts – nichts.

Das war die Wahrheit, so wahr er hier stand. Sein Körper hatte die Kontrolle über seinen Geist gehabt. Etwas, was ihm noch nie passiert war, und das verhieß nichts Gutes. Sie befanden sich in einer so prekären Situation, dass er hundertprozentig da sein musste. Er konnte sich einfach keine Ablenkung erlauben, und so sehr er auch gehofft hatte, die körperliche Anziehung, die er ihr gegenüber empfand, würde sich legen, sobald er einmal in ihr gewesen war, so sehr wurde er enttäuscht. Er wollte sie immer noch. Und wie. Er musste den Drang, sie anfassen zu wollen, unterdrücken, dabei wollte er ihre Haare streicheln, ihre Haut berühren, ihre Wärme fühlen. Er hatte einfach noch nicht genug gehabt. Es war so, als hätte er nur einmal an einem Glas mit dem besten Whiskey nippen dürfen.

Was war verdammt noch mal los mit ihm? Er hörte sich an wie … ja, wie eigentlich?

Wie ein Vorstadtmann.

Wie ein Metrosexueller.

Wie ein Mann, der sich die Brusthaare rasierte.

Wie ein Mann, der samstags den Rasen mähte, der in einer Leinenhose an einem gottverdammten Strand spazieren ging, der mit seiner Frau Wochenendeinkäufe erledigte und die Kinder vom Kindergarten abholte.

So hörte er sich an.

Nicht wie Filip. Nicht wie er. Seine Welt bestand aus Waffen und Gewalt, daraus, Regierungen zu stürzen, für das Gute zu kämpfen, zu überleben, andere zu töten.

Filip wischte den Wasserdampf von dem kleinen Spiegel und sah sich an.

Sich.

Den Mann, der hinter all diesen Identitäten steckte. So viele Jahre schon machte er den Job. Seit so vielen Jahren gab er vor, jemand zu sein, der er nicht war. Vielleicht war ja die Zeit gekommen, sich neu zu definieren. Noch einmal darüber nachzudenken, was er wirklich wollte und was nicht. Konnte und vor allen Dingen wollte er den Job ewig machen? Gab es eine Alternative? Und wenn ja, wie sah sie aus? Vielleicht, vielleicht.

Die freigewischte Fläche des Spiegels, die für einen kurzen Augenblick sein Gesicht preisgegeben hatte, beschlug erneut. Verwischte, was klar war, nahm ihn und seine Gedanken an ein anderes Leben mit. Er sah zu, wie ein Tropfen vom unteren Rand des Spiegels tropfte, ins Waschbecken fiel und langsam in den Ausguss rann.

Sicher war auf jeden Fall, dass er sich zusammenreißen musste, sonst würde es keine Option geben. Er durfte Anna in der nächsten Zeit nicht mehr berühren. Sonst würde keiner von beiden lebend aus der Sache rauskommen. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Okay, Filip, konzentrier dich.

Du räumst jetzt das Holz weg, dann bereitest du Anna auf den heutigen Abend vor, dann bereitest du dich selbst vor, schließt dich noch mal mit der Kommandozentrale kurz und dann bringst du den Auftrag zu Ende. Er ging aus dem Badezimmer, sah in die Küche und wusste, dass er nie wieder in seinem ganzen Leben eine Frau wie Anna treffen würde.

»Was, bitte – was genau – tust du da?!«, fragte er.

»Ich mache Frühstück«, sagte Anna schnell über ihre Schulter.



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